Erbacher Blue: der kleine Bruder unseres Backdate-Neunelfers.

Erbacher Blue: der kleine Bruder unseres Backdate-Neunelfers.

Dass der Erbacher 911 ein faszinierendes Gesamtkunstwerk im Gewand des F-Modells der anbrechenden siebziger Jahre ist, wissen viele. Dass der Schweizer aus der Umgebung von Basel auch mit geringerem Aufwand Neunelfer des Typs 964 schöner und vor alles individueller aussehen lässt, ist aber nicht überall bekannt. Doch das jüngste Komplettfahrzeug made in Dornach beweist: Es geht auch mit etwas kleinerem Besteck.

Die Schlagzeilen:

Makellos: Neulackierung im originalen Dunkelblau vermittelt Eleganz und Wertigkeit.

Schnörkellos: Komfortabel abgestimmtes Gewindefahrwerk setzt sportliche Akzente.

Tadellos: Durch Kooperationspartner EGMO revidierter 3.8-Liter-Motor liefert 285 PS.

Der sechsfache Dragster-Europameister Urs Erbacher legt auch als Automobildesigner eine beeindruckende Frequenz vor. Nachdem annähernd ein halbes Dutzend Backdate-Projekte auf Neunelfer-Basis realisiert worden ist, widmet er sich verstärkt den weniger aufwändigen Umbauten. Dabei verbleibt er bei der Generation 964 als Grundlage. „Wir wollen zeigen“, erklärt er, „dass wir auch mit nicht ganz so umfassenden Mitteln wahre Kunstwerke auf Rädern schaffen können.“ Für diesen Ansatz spricht ein neu auf die Straße gebrachter 911 Carrera 4 des Modelljahrgangs 1990. Gute Kunden aus der Innerschweiz lieferten das gebrauchte Basisfahrzeug an. „Wir haben uns zusammengesetzt und die Prioritäten festgelegt“, dokumentiert der Namensgeber des Erbacher 911. „Eine Neulackierung, ein durchzugsstarker Motor, ein komfortabel abgestimmes KW-Gewindefahrwerk – das waren die wesentlichen Aspekte. Wir haben uns auf etwa vier bis fünf Monate verständigt, um die an uns gestellten Aufgaben handwerklich umzusetzen.“

Technisch, optisch: ausgewogenes Gesamtkonzept.

Den Anfang machte die Teilzerlegung, um die Neulackierung in einem originalen Dunkelblau vorzubereiten. So musste die ganze Verglasung herausgenommen werden, um ein sauberes Ergebnis – made in Switzerland – zu erzielen. Umfassendere Eingriffe in die Karosserie waren nicht vereinbart worden, bis auf das Umlegen der Kotflügelkanten, eine Frontspoiler-Lippe des Hauslieferanten dp Motorsport und die Umrüstung des hinteren Stoßfängers verblieb sie im Ursprungszustand. Die Heckschürze musste an den Kanten modifiziert werden, um eine doppelflutige Cargraphic-Abgasanlage aus Edelstahl-Rohrmaterial unterbringen zu können. Diese wiederum war erforderlich geworden, nachdem Lothar Rothenheber von der Eggenberger Motorenbau AG in Lyss den Sechszylinder-Boxer demontiert, überholt und mechanisch bearbeitet hatte. Im Zuge der Revision stieg der Hubraum von 3.6 auf 3.8 Liter, das maximale Drehmoment auf 363.8 Newtonmeter und die Nennleistung auf 285 PS – ein Sportmotor eben, der ein adäquates Umfeld voraussetzt.

Das bietet ein komfortabel abgestimmtes Gewindefahrwerk von KW, das in seiner Variante 3 nicht zuletzt optisch zu überzeugen weiß. Die Bremsanlage ist gleichsam an die veränderte Performance angepasst worden. Während die mehrteiligen Leichtmetall-Festsattelgehäuse dem bereits sehr guten Serienumfang entsprechen, sind die gelochten, an allen vier Rädern innenbelüfteten Bremsscheiben zumindest an der Hinterachse nachgerüstet worden. Die Fuchs-Felgen in den Größen 7J x 17 vorn sowie 9J x 17 hinten geben den Blick frei auf die Aluminium-Zangen. Neue Michelin-Pneus in den Abmessungen 205/50 ZR 17 vorn und 255/40 ZR 17 hinten bieten einen ausgewogenen Kompromiss aus Abstützung in schnellen Kurven und Geradeauslauf. Der Allradantrieb der Serienausführung blieb erhalten, auch wenn das Getriebe bei EGMO, sprich: Lothar Rothenheber, neben dem Motor in den Neuzustand versetzt worden ist. Im Wageninneren hält eine Sonderausstattung aus schwarzem Flechtleder, eine HiFi-Installation, ein Momo-„Prototipo“-Dreispeichen-Volant und revidierte Rundinstrumente mit frischen Zifferblättern das hohe Niveau.

Fazit: Das war erst der Anfang, weitere Projekte dieser Größenordnung folgen.

Urs Erbacher jedenfalls ist als „Spiritus Rector“ vom Resultat mehr als überzeugt. Er verspricht: „Dies war erst der Anfang. Wir wünschen uns weitere Umbauprojekte dieser nicht ganz so umfassenden Dimension, auch wenn uns unsere Backdate-Neunelfer unverändert faszinieren und zu immer weiteren Höchstleistungen anstiften.“ Eins schiebt er noch hinterher: „Fast hätten wir die Cup-Außenspiegel vergessen. Die waren doch erst ab dem Modelljahr 1992 Serie.“

Verantwortlich für den Inhalt: netzwerkeins GmbH, Carsten Krome